Das Abendmahls-/Eucharistieverständnis
der einzelnen Mitgliedskirchen der Bonner ACK
(Bonner Ökumenische Nachrichten 1/04, Januar 2004)
Nach den Berichten in den synoptischen Evangelien (Markus, Matthäus und Lukas) und 1 Kor 11,23-26 hat Jesus Christus im Abendmahlssaal seinen Jüngern und damit der ganzen Kirche das Vermächtnis seiner Liebe geschenkt. Schon die Urkirche feiert dieses Hl. Mahl (Apg 2,42) ganz selbstvertändlich. Es wird dort nicht ein einziges Mal vom Opfer, bzw. vom Opfertod berichtet, das bleibt den Passionsberichten vorbehalten.Deshalb ist die Lehre der röm. kath. Kirche von der Wiederholung des Kreuzesopfers Christi in unblutiger Weise verworfen worden. In der Eucharistiefeier bringt die versammelte Gemeinde Gott ihr Lob- und Dankopfer dar. Die Mütter und Väter unserer Kirche haben die Transsubstantiations-Theorie verworfen und statt dessen konsequent an der Realpräsenz (Jesus Christus ist in den Gaben von Brot und Wein wirklich, wahrhaftig und ganz, also mit seinem Leib, mit seinem Leben gegenwärtig)festgehalten. Die Gegenwärtigsetzung Jesu Christi in den hl. Gaben geschieht während der Eucharistiefeier, die vom Priester/Priesterin oder vom Bischof geleitet wird, zu der aber in jedem Fall die mitfeiernde Gemeinde gehört, und sie geschieht durch Herabrufung des Hl. Geistes; also drei Elemente gehören unabdingbar zum Zustandekommen der eucharistischen Realpräsenz: die Einsetzungsworte, die Anamnese (Gedenken der Heilstaten Jesu) und die Epiklese (Herabrufung des Hl. Geistes), nicht der Priester/Bischof bewirkt die Realpräsenz, sondern Gott selber im und durch den Hl. Geist. Neben der Realpräsenz sind der Gedächtnischarakter (Erinnerung an den Heils-,Opfertod Jesu am Kreuz; Hebräer Kap. 9+10), der Gemeinschaftscharakter und der Mahlcharakter wesentliche Elemente der "Theologie der Eucharistie" in der Alt-Katholischen Kirche.
Der Herr Jesus Christus hat uns aufgetragen das Abendmahl zu feiern, bei dem wir uns an seinen Opfertod stellvertretend für uns und unsere Sünden in Dankbarkeit erinnern. Wir lesen beim Brechen des Brotes und beim Segnen des Kelches die Einsetzungsworte aus der Schrift. Es ist eine Zeit der besonderen Begegnung mit dem Herrn, in der wir z.B. ihm unsere Sünden bekennen und um Heilung bitten, aber auch Gott unsere Liebe im vertrauten Gespräch ausdrücken können.
Als Voraussetzung für die Teilnahme am Abendmahl sehen wir eine bewußte Entscheidung, Jesus nachzufolgen und die damit verbundene persönliche Beziehung zum Herrn. Zur Zeit feiern wir es einmal im Monat im Gottesdienst, überlegen aber, es in unsere Hauszellgruppen zu verlegen, da wir uns dort besser prüfen können, ob wir es würdig feiern, wovon Paulus spricht, da in einer kleinen Gruppe jeder einzelne und sein Lebensstil besser bekannt ist.
1. Die Bedeutung, die dem gemeinsam empfangenen Brot und Wein gegeben wird, ist in Matth. 26,26-28; Markus 14,22-24 und 1. Korinther 11,24-25 dargelegt. Jesus reichte seinen Jüngern Brot und Wein und veranschaulichte damit seine Lehre: Sein Tod werde ihnen zunächst als ein unfaßbarer Verlust erscheinen. Nur so würde er jedoch mit seiner Kraft, die das ganze Leben verändert, zu ihnen kommen und in ihnen wohnen können.
2. Äußere Zeichen wie Taufe und Abendmahl haben nur einen Sinn, wenn sie mit dem Empfang der inneren, geistlichen Gnade in Verbindung stehen. Ihre Aufgabe ist es, die Aufmerksamkeit auf die Heilswahrheit zu lenken, die sie versinnbildlichen, und die Gläubigen dahin zu bringen, sich in bußfertigem Glauben Christus als Herrn und Heiland zu übergeben.
3. Ein Hauptmerkmal des Urchristentums war der Brauch, zu einem gemeinsamen Mahl zusammenzukommen. Dies hatte eine dreifache Bedeutung: Die Gläubigen versammelten sich im Namen Jesu, beteten ihn an und dankten ihm. Auf diese Weise erneuerten sie die Verbindung mit ihrem Herrn und bezeugten, daß er jeden Bereich ihres Lebens beherrschen sollte. So bekundeten sie zugleich die Tatsache, daß sie durch ihre Verbindung mit ihm auch in Verbindung miteinander gebracht worden waren. Durch dieses Band der Gemeinschaft von Christen wurden alle Unterschiede der Rasse und der gesellschaftlichen Stellung überwunden, die sie sonst weiterhin voneinander getrennt hätten (Gal. 3,27.28; Eph. 2,19; Kol. 3,10.11). Das gemeinsame Mahl wies sie zugleich auf das himmlische Fest beim endgültigen Sieg des Reiches Gottes hin.
Evangelisch-Freikirchliche Gemeinden in Deutschland K.d.ö.R. (Baptisten):
Jesus hat als Herr seiner Gemeinde das Abendmahl eingesetzt als die Handlung, in der die Seinen sich mit Freuden an seinem Tisch versammeln, um in seinem Namen untereinander Brot und Kelch zu teilen, und als das Zeichen dafür, daß er sich selbst seinen Jüngern schenkt. (1.Kor. 11, 23-29; 1.Kor 10, 16f; Apg. 2,47).
In der Mahlfeier erleben wir die heilbringende Nähe und Gemeinschaft Jesu Christi, indem wir uns an sein Leiden und Sterben für uns erinnen. Erneut erfahren wir unsere Annahme durch den gekreuzigten und auferstandenen Christus. Im Abendmahl erleben wir die Gemeinschaft mit allen Brüdern und Schwestern, die Gott mit uns zum Glauben berufen hat. Wir feiern die Versöhnung mit Gott und die Versöhnung untereinander in Anbetung und mit Danksagung und Fürbitte (Lk. 24, 30 + 35; Mt. 26, 26-28; Apg. 2, 42). Wir feiern das Mahl des Herrn in der Vorfreude auf die Wiederkunft Jesu Christi und die Vollendung seiner Herrschaft, indem wir des Herrn Tod verkündigen, bis er kommt. Vom Tisch des Herrn lassen wir uns gestärkt und mit Glaubensmut erfüllt senden zu einem Leben mit Christus in Nachfolge, Zeugnis und Dienst (Lk. 22, 16-20).
Evangelische Kirche im Rheinland:
Das Abendmahlsverständnis in der Evangelischen Kirche leitet sich ab aus verschiedenen protestantischen Traditionen: Aus der lutherischen und der reformierten Tradition (Zwingli und Calvin). Die Bonner Kirchengemeinden orientieren sich offiziell an der lutherischen Tradition, wie sie im Großen und Kleinen Katechismus niederlegt ist. Gleichzeitig macht diese Einleitung deutlich, daß wir auch in diesem Bereich nicht dogmatisch sind, sondern nach dem Maßstab, daß das Wort Gottes den ersten Platz hat und daß das Gespräch darüber uns in Glaubensdingen weiterbringt, verfahren wird.
"Martin Luther (1483-1546) verstand die Sakramente als Ergänzung und sichtbare Form des Wortes, die dem Erscheinen Gottes als Mensch in dieser Welt entsprechen: Er sieht im 'Sakrament des Altars' den 'wahren Leib und das wahre Blut unseres Herrn Jesus Christus, unter dem Brot und Wein uns Christen zu essen und zu trinken von Christus selbst eingesetzt' (Kleiner Katechismus). Die Einsetzungsworte sind deshalb neben den Elementen (Brot und Wein) unverzichtbarerer Bestandteil des Abendmahls, das von der Gemeinde 'in beiderlei Gestalt' empfangen wird und von deren 'Beauftragten' ausgeteilt werden kann (allgemeines Priestertum aller Gläubigen)" (nach G. Ruddat, Abendmahl, Evangelischer Taschen Katechismus, 181-187, hier 183).
Die reformierte Tradition hat einen etwas anderen Akzent, der aber erst in späteren Gesprächen (Leuenberger Konkordie 1973) lutherisch akezptiert wurde:
"Vom heiligen Abendmahl Jesu Christi
Wie wirst du im Heiligen Abendmahl erinnert und gewiß gemacht, daß du an dem einzigen Opfer Christi am Kreuz und allen seinen Gaben Anteil hast?
Christus hat mir und allen Gläubigen befohlen, zu seinem Gedächtnis von dem gebrochenen Brot zu essen und von dem Kelch zu trinken. Dabei hat er verheißen:
Erstens, daß sein Leib so gewiß für mich am Kreuz geopfert und gebrochen und sein Blut für mich vergossen ist, wie ich mit Augen sehe, daß das Brot des Herrn mir gebrochen und der Kelch mir gegeben wird.
Zweitens, daß er selbst meine Seele mit seinem gekreuzigten Leib und vergossenen Blut so gewiß zum ewigen Leben speist und tränkt, wie ich aus der Hand des Dieners empfange und leiblich genieße das Brot und den Kelch des Herrn, welche mir als gewisse Wahrzeichen des Leibes und Blutes Christi gegeben werden." (= Frage 75 aus dem Heidelberger Katechismus).
Evangelisch-methodistische Kirche:
1. Als Gedächtnismahl erinnert es uns an den Erlösungstod Jesu - nicht nur im Rückblick, sondern als Betroffene erfahren wir die Vergebung unserer Sünden. 2. Im Abendmahl feiern wir die Gegenwart unseres auferstandenen Herrn. Er schenkt uns Gemeinschaft mit ihm und untereinander, um unseren Glauben zu stärken und uns zur Liebe zu befähigen. 3. Das Abendmahl ist "Vorgeschmack" auf die endgültige Vereinigung mit Christus in seines Vaters Reich. Es ist ein Symbol der Hoffnung, daß nicht Entfremdung, Leid und Tod das letzte Wort haben, sondern Gottes Liebe.
Weil Christus selbst der Gastgeber ist, feiern wir das "offene Abendmahl", zu dem alle eingeladen sind, die sich von seiner Gegenwart und seiner Gnade beschenken lassen wollen, unabhängig von der Kirchenzugehörigkeit. Die Verwaltung der Sakramente obliegt ordinierten Pastoren/Pastorinnen.
Ihr Abendmahlsverständnis deckt sich mit dem der Evangelischen Kirche im Rheinland.
Das Wort "Orthodoxie" kann mit "Rechtgläubigkeit" oder mit "rechter Lobpreis" wiedergegeben werden. In der Tat ist die lobpreisende Dimension ein Charakteristikum der Ostkirche. Im Mittelpunkt steht hier die Feier der Göttlichen Liturgie, in der die gesamte Heilsgeschichte aktualisiert und gefeiert wird. Das eigens für diesen Zweck gebackene Brot (Prosphore), das mit dem Siegel IC XC NIKA (Jesus Christus siegt) versehen ist, wird vom Priester in einem ersten Teil der Liturgie, der hinter der Bilderwand (Ikonostase) stattfindet und Proskomidie (Vorbereitung) genannt wird, geschnitten und auf den Diskos (Patene) gelegt. Dabei werden die Namen der Heiligen und von lebenden und verstorbenen Christen verlesen. Gleichzeitig wird der mit Wasser vermischte Wein in den Kelch gegossen. Während der Göttlichen Liturgie werden diese Gaben dann feierlich (sog. Großer Einzug) auf den Altar gebracht. Nach dem Glaubensbekenntnis, dem Hochgebet und den Einsetzungsworten betet der Priester die Epiklese: "...sende deinen Heiligen Geist auf uns und diese Gaben herab und mache dieses Brot zum kostbaren Leib deines Christus, und was in diesem Kelch ist, zum kostbaren Blut deines Christus, indem du sie verwandelst durch deinen allheiligen Geist." Brot und Wein werden also zu Leib und Blut Christi; die getauften orthodoxen Gläubigen (auch Kinder!) empfangen diese eucharistischen Gaben unter beiderlei Gestalt, der Priester teilt sie mit einem Löffel aus. Da die eucharistische Gemeinschaft Ziel und nicht Mittel der Einheit im Glauben ist, kann es nach orthodoxem Verständnis keine Interkommunion geben.
Kirche von England (Anglikanische Kirche):
Im Gedächtnismahl/im Mahl des Herrn/ in der Heiligen Kommunion/in der Eucharistie oder Danksagung (alle Begriffe sind gebräuchlich) danken wir Gott für sein Geschenk in Jesus Christus an uns Menschen und bitten, daß das Brot und der Wein, "für uns sein Leib und sein Blut sein mögen". So gibt uns Christus, der für uns gestorben ist, das Brot des Lebens. Die Hl. Kommunion kann nur durch einen ordinierten Bischof oder Priester zelebriert werden. Die Teilnahme ist erst nach der Konfirmation durch den Bischof üblich. Seit 1972 ist jeder Christ, der einer anderen Kirche angehört und im Namen des Dreieinigen Gottes getauft ist und in seiner Kirche kommuniziert, auch beim Mahl des Herrn in der Kirche von England willkommen. Dies ist Ausdruck unserer Hoffnung, daß eines Tages alle Christen vereint sein werden.
Niederländische Reformierte Kirche (Nederlandse Kerk in Duitsland):
Das Abendmahl ist ein Gedächtnismahl, wobei Jesus Christus der Gastgeber, die Gläubigen die Gäste sind. Jesus Christus ist anwesend, sei es auf geistige Art und Weise. Es wird erinnert an die Befreiung aus der Sklaverei der Sünde und aus allen Mächten der Finsternis. Diese Befreiung geschah durch den Kreuzestod Jesu auf Golgatha.
Bei dieser Gedächtnisfeier geht es nicht nur um die Erinnerung an damals, sondern was damals geschah, wird Gegenwart. In der Feier des Abendmahls erleben wir jetzt die Befreiung von Schuld und bösen Mächten. So ist die Abendmahlsfeier eine Stärkung für den Glauben, für Heilsgewißheit und für die Lebenspraxis im Alltag. Das Abendmahl ist für die Gläubigen bestimmt. In vielen Gemeinden dürfen auch Kinder, die ja auch glauben können, am Abendmahl teilnehmen.
Das Sakrament des Herrenmahles (der Eucharistie) ist im katholischen Verständnis die zentrale Feier des Gottesdienstes und "Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens" (2. Vatikanisches Konzil). Denn in dieser Feier ist alles zusammengefaßt, was Gott, besonders durch Jesus Christus für uns Menschen und zu unserem Heil getan hat. Unter den Zeichen von Brot und Wein (d.h. auf sakramentale Weise) macht Jesus sich selbst und sein einmaliges, unwiederholbares Kreuzesopfer (unblutig) gegenwärtig, gibt er uns Anteil an der Heilsgabe seines Todes und seiner Auferstehung, nimmt er uns hinein in seine Lebensbewegung an seinen (und unseren) himmlischen Vater, so daß wir selbst zu einer Opfergabe für Gott werden (vgl. Röm 12, 1), und schenkt er uns sich selbst als "Speise zum ewigen Leben". Die sakramentale Vergegenwärtigung Jesu geschieht durch das schöpferische Wort Jesu: "Das ist mein Leib", "das ist mein Blut". Der Gehalt des Herrenmahles, das wir nur danksagend feiern können, wird prägnant durch den Gebetsruf ausgesagt: "Deinen Tod, o Herr, verkünden wir und Deine Auferstehung preisen wir, bis Du kommst in Herrlichkeit".
Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche:
Sie bekennt mit dem Kleinen Katechismus Martin Luthers: 'Es ist der wahre Leib und Blut unseres Herrn Jesus Christus, unter dem Brot und Wein uns Christen zu essen und zu trinken von Christus selbst eingesetzt.' Auf die Frage, was nützt denn solch Essen und Trinken, antwortet Luther: 'Das zeigen uns diese Worte: Für euch gegeben und vergossen zur Vergebung der Sünden; nämlich, daß uns im Sakrament Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit durch solche Worte gegeben wird; denn wo Vergebung der Sünden ist, da ist auch Leben und Seligkeit.' Und weiter: 'Essen und Trinken tut's freilich nicht, sondern die Worte so da stehen: Für euch gegeben und vergossen zur Vergebung der Sünden. Diese Worte sind neben dem leiblichen Essen und Trinken das Hauptstück im Sakrament. Und wer denselben Worten glaubt, der hat, was sie sagen und wie sie lauten, nämlich: Vergebung der Sünden.'
Am Abend vor seiner Kreuzigung nahm Jesus Brot und Wein und sprach: "... das ist mein Leib ... das ist mein Blut des Bundes ...". Immer, wenn wir das Abendmahl feiern, nehmen wir Brot und Wein zum Gedenken an unseren Erlöser und verkünden seinen Tod, bis er kommt. Das Abendmahl ist Teilhabe am Tod und der Auferstehung unseres Herrn, der seinen Leib hingab und sein Blut vergoß, damit uns vergeben werden kann. (1. Korinther 11,23-26; 10,16; Matthäus 26,26-28).
Das Abendmahl hat für uns eine dreifache Bedeutung: 1) Das Brot und der Wein sind Erinnerungen an Jesu Tod am Kreuz; 2) Das Abendmahl des Herrn symbolisiert unsere gegenwärtige Beziehung mit Jesus Christus; 3) Das Abendmahl des Herrn erinnert uns auch an die Zukunft, an Jesu Wiederkunft.
Das Abendmahl ist eine Erinnerung an den Neuen Bund, eine neue Beziehung zu Gott, die Jesus uns durch sein vergossenes Blut und durch den Heiligen Geist eröffnet. Gott ist bei der Feier des Abendmahls auf besondere Weise präsent.